
Passagen. Stimmen und Wege migrantischer Senior*innen in Bochum
By Esra Canpalat
Diesen Fragen versuche ich in diesem Podcast nachzugehen. Ich treffe mich mit verschiedenen Frauen. Ihre Antworten, aber auch die Entscheidung, Leerstellen zuzulassen, formen meine Spaziergänge durch die Stadt und kreieren Passagen zwischen unterschiedlichen Orten, Zeiten und Sprachen. Sie hören eine akustische Spurensuche.

Passagen. Stimmen und Wege migrantischer Senior*innen in Bochum May 16, 2023

Mit nur einem Stift ist alles erzählt
In dieser Folge spreche ich mit einer 82-jährigen Frau, die ihre Identität anonym halten möchte, in Begleitung der Enkelin. Sie beschreibt die Wege und Umstände, die sie Mitte der 1970er Jahre aus der Türkei nach Deutschland gebracht haben. Sie erzählt von der großen Sehnsucht nach dem Ehemann, von dem sie zunächst 15 Jahre getrennt lebt, und den großen Enttäuschungen, die sie erwarten, als sie ihm schlussendlich nach Deutschland folgt. Im intergenerationellen Dialog mit der Enkeltochter spricht die 82-Jährige über Care Arbeit, die oftmals von Frauen geleistet und nicht anerkannt wird, Freundschaft und gegenseitige Unterstützung unter Frauen, die nachbarschaftliche und rege Besuchskultur, die über die Jahre abgenommen hat, und die Mühen aber auch Freuden eines großen Gartens. Die Zeit vergeht schnell und „Mit nur einem Stift ist alles erzählt", sagt sie.
Diese Folge ist in türkischer Sprache. Deutsche Untertitel gibt es in der Videoversion dieser Folge auf dem YouTube-Kanal von "Bochum - Stadt der Vielen":
https://www.youtube.com/watch?v=mzHdC3LNxCQ

Lidia
Lidia lebt seit 1983 in Bochum und unterrichtet Spanisch an der Ruhr-Universität. Wir sprechen über das Aufwachsen in einem spanischen Weiler, ihre Tante in der Großstadt, die Lidia sehr geprägt hat, und das Verreisen als junge Studentin. Dabei reflektiert sie auch ihre eigenen Privilegien und wie sich ihre Migrationserfahrung von denen anderer Migrant*innen unterscheidet. Zudem erzählt sie, dass ihr Spontanität und Offenheit in Bochum fehlen. Ich laufe die verschiedenen Stationen in Lidias Leben ab: Von der Hustadt, wo Lidia in einer studentischen WG wohnte, zur Ruhr-Universität, wo Lidia studierte und später arbeitete sowie zu ihrem Lieblingscafé. Und ich entdecke dank ihr auch einen Tango Club.