
Birett Ballett - Katholische Theologie erklärt
By Johannes Schwarz
Produziert von kathmedia und präsentiert vom Dogmatiker, Langstreckenpilger, Teil-Zeit-Eremiten und leidenschaftlichen Natursteinmauer-Bauer Kpl. Johannes Maria Schwarz
Hinweis: Viele der theologischen Reihen sind ursprünglich auf dem Youtube Kanal "kathmedia (Deutsch)" erschienen und können dort "bildgewaltig" angesehen werden.

Birett Ballett - Katholische Theologie erklärtApr 16, 2022

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 15/15 - Nachtrag. Kirchenleitungsmodelle – Gibt es Alternativen?
Dieses 14. Kapitel ist auf eine gewisse Weise ein Nachtrag zur Reihe über das Papsttum. Auch diese Überlegungen hier stammen aus Heschmeyers „Pope Peter“ und der Überblick über die Kirchenleitungsmodelle, den er bietet, scheint mir hilfreich. Aber ich wusste nicht, wo ich sie am besten in der Reihe einordnen soll. Darum habe ich sie nun einfach an den Schluss gestellt. Die Prämisse ist: es gibt vier grundsätzliche Organisationsmodelle der Kirchenleitung

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 14/15 - Das Papst-Franziskus-Problem im Licht dieser Reihe
Nun gut. An diesem Punkt der Reihe hatte ich eigentlich vorgehabt, halbwegs detailliert die umstrittensten Dinge des aktuellen Pontifikats anzusprechen und irgendwie einzuordnen. So oft in diesen Jahren hat mich der Frust oder gar die Verzweiflung von Gläubigen erreicht und Unverständnis über das Handeln von Papst Franziskus. Ich begann eine Liste anzulegen, die immer länger wurde, von Dingen, die man besprechen oder klären sollte. Aber irgendwann schien es besser, einen allgemeinen Überblick über das Papstum, seine Wichtigkeit, seinen Sinn und die Grenzen in der Ausübung des Lehramts zu bieten. Dies ist nun in 12 Folgen geschehen und ich hoffe, die Ausführungen waren und sind hilfreich, um das Geschehen im Vatikan und andereswo einzuordnen. Denn die theologische Antwort ist damit im Grunde gegeben. Und so habe ich bis zuletzt überlegt, die Reihe nach Folge 12 enden zu lassen. Ich hatte ursprünglich ja ohnehin nur 9 Episoden geplant. Und dann ist da, trotz allem was ich hier über die Fehlbarkeit eines Papstes dargelegt habe, dieser unangenehme Umstand, dass es so aussieht als würde ich als einfacher Priester, mit dem Obersten Hirten ins Gericht ziehen. Ich bin kein Kardinal, kein besorgter Mitbruder im Bischofsamt. Es ist nicht meine Aufgabe den Berater oder gar den Richter des Papstes zu spielen. Aber was als Priester zu meinen Aufgaben gehört, ist die Sorgen, Ängste und Nöte der Gläubigen nicht einfach abzutun, sondern anzuhören und ihnen zu vermitteln, dass sie ernst genommen werden; dass sie nicht irre sind; dass man in den Reihen des Klerus nicht einfach beschwichtigend so tut, als wäre alles eitelwonne. Loyalität zu Papst und Kirche bedeutet eben nicht, wie die Missbrauchskrise zeigt, zu schweigen und zuzudecken. In diesem Sinn möchte ich alsdann auch meine Worte hier verstanden wissen. Sie haben, auch wenn sie den Finger in manche Wunden legen, ihren Ursprung in der Loyalität die meine Grundhaltung gegenüber der Kirche ist. Falls ich irgendwo ungerecht oder vorschnell bin, und vielleicht selbst aus Verletzungen und Frust heraus spreche, bitte ich dies nicht gegen die Kirche und den Papst zu halten, sondern lediglich gegen mich selbst. Papst Franziskus hat gefordert, dass die Hirten in den Stall gehen sollen um den Geruch der Schafe anzunehmen. So finde ich mich also wieder zwischen einer Menge von Gerüchen. Es ist unmöglich, alle Sorgen und Verunsicherungen der Gläubigen anzusprechen. Ich begnüge mich mit ein paar wenigen Punkten, die oft stellvertretend für weitere stehen. Sie fallen im Wesentlichen in 3 Kategorien: Erstens, was Papst Franziskus sagt; Zweitens, was Papst Franziskus macht; Drittens, was Papst Franziskus lehrt.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 13/15 - Der Papst, sein Dienst und wie das kirchliche Lehramt funktioniert
Nach all dem, was wir in den vorangegangenen Episoden gesagt haben, sollte deutlich sein, warum es den Papst in der Kirche braucht und auch, was vor dem biblischen Hintergrund seine eigentliche Aufgabe ist. Kanon 218 des Kirchenrechts hat die Definition des Ersten Vatikanischen Konzils übernommen. Dort steht: „Als Nachfolger des hl. Petrus im Primat hat der Bischof von Rom nicht nur einen Ehrenprimat, sondern auch die höchste und vollständige Jurisdiktionsgewalt über die ganze Kirche. – Diese Jurisdiktionsgewalt umfaßt nicht nur den Glauben und die guten Sitten, sondern auch alle Dinge, die sich auf die rechtliche Ordnung und Regierung der Kirche auf dem ganzen Erdkreis beziehen.“ Die konkrete Ausgestaltung des Petrusdienstes - dieses Sorgen für die Einheit in der Wahrheit – unterlag in der praktischen Ausübung und Ausübbarkeit einem gewissen geschichtlichen Wandel. Seine konkrete Jurisdiktion bei Bischofsernennungen nimmt er heute im Westen anders wahr als in der Antike – ohne dass sich an seiner grundsätzlichen Juristiktionsgewalt etwas geändert hätte. So wurde etwa der heilige Ambrosius, immerhin einer der vier lateinischen Kirchenlehrer, nicht als verdienstvoller, ergrauter Pfarrer und Professor vom Papst in sein Amt als Bischof von Mailand gehoben. Vielmehr war Ambrosius ein frommer Mann in kaiserlichem Dienst – aber noch Katechume – d.h. noch nicht einmal getauft, als die Menge „Ambrosius episcopus!“ rief. Innerhalb einer Woche, im Schnellverfahren, empfing er Taufe, die Weihen zum Diakon und Priester, damit die Bischofsweihe erfolgen konnte. Generell dienen Bischöfe ihren Kirchen als Nachfolger der Apostel und nicht bloß als Handlanger des Papstes. So werden auch die Rechtsgewohnheiten und die Autonomie der nicht lateinischen, katholischen Teilkirchen vom Papst als Ausdruck der Breite und Weite des Katholischen weitgehend geachtet und nur in Sonderfällen eingegriffen. Die universale Autorität des Bischofs von Rom, samt dem dafür notwendigen Charisma der Unfehlbarkeit, kommt eben erst dann wirklich ins Spiel wenn er ganz konkret den petrinischen Dienst der Einheit in der Wahrheit ausübt und ausüben muss, damit die Kirche Christ, die Kirche Christi bleibt und die eine Botschaft Jesu in der Welt nicht in einer Kakophonie sich widersprechender Denominationen und Konfessionen untergeht. Der Papst, so verstanden, hat also eine ganz bestimmte Aufgabe. Und wo er dieser Aufgabe nicht nachgeht, ist er in seinen Äusserungen, Überlegungen, Gedanken, Flugzeuginterviews, herausgeschüttelten Bemerkungen grundsätzlich so fehlbar wie jeder andere Bischof oder Laie – und im praktischen Handeln, Personalbesetzungen, Gartenveranstaltungen und ähnlichen Entscheidungen sowieso. Um das besser zu verstehen, hier eine kurze Zusammenfassung wie das Lehramt in der Kirche ausgeübt wird und was das für Gläubige bedeutet.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 12/15 - Eine Geschichte zum Papst und warum die Lage zwischen Ost und West nicht immer einfach ist
Kaiser Justinian von Konstantinopel ist eine schillernde, wenn auch komplexe und keineswegs immer nur sonnige Figur. Er gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Spätantike, unter dem das byzantinische Reich am Übergang zum Mittelalter seine größte Ausdehung erreichen sollte. Er ist der Stifter der Hagia Sophia und trägt im Osten den Beinamen der Große. Sogar als Heiliger wird er von manchen in der Orthodoxie verehrt – wenngleich ihn kein Synaxarion - das ist die östliche Gottesdienstordnung – tatsächlich als Heiligen listet. Grob in seine Epoche fällt nun unsere Episode des Papsttums.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 11/15 - Der Papst in der Frühen Kirche
In neun Folgen haben wir bisher das Papsttum von seinem biblischen Ursprung und seiner bleibenden Notwendigkeit für die Kirche her betrachtet. In dieser 10. Folge möchte ich einen kurzen Abriss der geschichtlichen Wahrnehmung dieses Dienstes bieten. Wenn unsere Analyse bisher richtig war, dann werden wir in der frühen Kirche Spuren von der besonderen Stellung des Nachfolgers Petri finden. Wie gesagt, wie können hier nichts als einen kurzen Abriss unternehmen. Vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts listen und zitieren manche Sammelwerke fast 270 relevante Passagen, die Auskunft über des Status päpstlicher Autorität in der frühen Kirche geben. Wir müssen in der Frage des päpstlichen Primats zwei Dinge unterscheiden: den Glauben und die kirchliche Disziplin.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 10/15 - Über Geschichtsschreibung, den Petrusdienst und drei Fragen
In den vorangegangenen Folgen ist es hoffentlich gelungen, die besondere Bedeutung des Petrus mit Hilfe des biblischen Zeugnisses herauszustellen. Ein bisschen habe ich auch immer wieder vorgegriffen und an verschiedener Stelle vom Papstamt und damit von der Fortsetzung des Petrusdienstes in der Kirche gesprochen. Dass das Petrusamt kein bloß persönliches Charisma war, das mit dem Tod des Apostels erloschen wäre, sondern ein Amt für die Kirche aller Zeit, möchte ich in dieser Folge unterstreichen. Heschmeyer stellt die drei Punkte, die in diesem Zusammenhang von protestantischer Seite ins Feld geführt, in Frage: Erstens. Ist die Kirche historisch wirklich vom Glauben der Apostel abgefallen und das ganze Papsttum damit eine Häresie? Ist John Miltons Ausspruch, dass die Kirche nur rein war zwischen Christus und Konstantin, historisch haltbar? Ist also die kontantinische Wende DER Sündenfall des Christentums, als eine verfolgte Minderheit erst zu einer tollerierten, dann anerkannten, und schließlich zu einer korrupten staatlichen Religion wurde. Ist der Papst der Antichrist und der Vatikan die Hure Babylon, wie Baptisten ihren Gläubigen im Gottesdienst verkünden #ökumenischesgrillfest?

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 9/15 - Einwände und der Dienst des Petrus in der Urgemeinde
Im ersten Teil dieser Folge möchte ich auf die protestantischen Alternativen zum Papst als Garant der Einheit in der Wahrheit eingehen. Denn schafft man den Papst ab muss jemand oder etwas anderes Bewahrer dieser Dinge sein, sodass sich die Botschaft Christi, nicht als zu schwach und im Fortgang der Geschichte erweist. Denn ist die Lehre Christi heute nicht mehr unversehrt, dann ist Christus gscheitert. Die alternativen Träger der Wahrheit sind im Protestantismus entweder der individuelle Christ, der sich vom Heiligen Geist inspiriert wähnt, und / oder die Bibel. Doch was ist die überall sichtbare Konsequenz?

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 8/15 - Petrus hat ein Schlüsselerlebnis
Die letzte Folge endete mit folgender Zusammenfassung: In Matthäus 16 sagt Petrus etwas über Jesus und Jesus sagt etwas über Petrus. Die Versuche, Petrus aus diesem Dialog hinauszudrängen, oder das Wort „Fels“ umzudeuten – als meinte es Jesus oder das Christusbekenntnis –, haben wir gleich in mehrfacher Weise scheitern sehen. Hier setzen wir noch eines drauf. Denn sogar, wenn wir das Wort vom Felsen nicht hätten oder seine Bedeutung nicht kennen würden, dann hätten wir im Fortgang der Passage eine klares Bild von der Aufgabe des Simon Petrus.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 7/15 - Die Primatsstelle. Eine kurze Gesteinskund über Felsen und andere Erkenntnisse
Der Zuhörer dieser Reihe musste lange warten bis Mt 16, bis also die Paradestelle zur Erklärung des Papstamts, zur Sprache kommt. Ihre Worte zieren nicht von ungefähr die Kuppel des Petersdoms. Nun ist es so weit.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 6/15 - Ein einzigartiger Steuertrick und die Menschenfischerei
Eine Stelle, die wohl nur selten im Zusammenhang mit dem Papstamt besprochen, wird ist die seltsame Erzählung von Jesus, Petrus und der Tempelsteuern. (Mt 17,24-27)

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 5/15 - Petrus, die Schafe und das Hirtenamt
Im Alten wie auch im Neuen Testament ist das Hirtenamt, also die Leitung des Gottesvolkes, keine eigene Ermächtigung, sondern ein Ruf. Diesen Ruf finden wir bei den Patriarchen, den Propheten und sogar bei den Königen im 1. Buch Samuel. Im neuen Bund ist es Jesus, der die Apostel wählt (Joh 15,16). Und sogar nach dem Ausscheiden von Judas, lassen die Apostel gleichsam Gott das letzte Wort in der Nachbesetzung durch den Losentscheid. Auf Eigenmächtigkeit liegt kein Segen, erinnert das Beispiel des Simon Magus im 8. Kapitel der Apostelgeschichte. Sein Name ist seither zum Synonym für den Kauf kirchlicher Ämter geworden – ein Missbrauch, der in der Geschichte vielfach das Licht Christi verdunkelt hat. Ohne Ruf, ohne Berufung gibt es kein dienendes, kirchliches Amt.

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 4/15 - Vom Herrschen und Dienen. Die besondere Stellung des Petrus
Die Frage nach dem Papst fällt in zwei Themenbereiche: Was war die Rolle des Petrus unter den Zwölf und hat dies eine Bedeutung nicht nur für die apostolische Zeit, sondern auch für die folgenden Generationen. Anders ausgedrückt: War Petrus der erste Papst und gehört das Papsttum zum göttlichen Plan für die Kirche durch die Zeit hindurch. Dies werden in den kommenden Folgen beleuchten. Wir wollen hier nicht mit der klassischen Passage in Mt 16 beginnen – dem Messiasbekenntnis und der Felsenstelle. Diese Stelle heben wir uns noch auf. Wir beginnen beim Abendmahl. Warum? Weil der für uns relevante Abschnitt zunächst eine Betrachtung des Herrschens und des Dienens enthält, die grundlegend ist, um jegliche Leitung in der Kirche richtig zu verstehen

Reihe - Was soll das mit dem Papst? 3/15 - Ich seh, ich seh, was alle sehen. Die Sichtbarkeit der Kirche
In der letzten Folge haben wir die am weitesten verbreiteten protestantischen Kirchenbilder untersucht, die entweder eine unsichtbare Kirche postulieren – oder deren „zwei“ Kirchen letztlich im selben Gedanken der einen unsichtbaren Kirche münden. Doch es gibt auch protestantische Gruppen, die eine andere Anschauung entwickelt haben. Und wie verstehen Katholiken die Frage?

Reihe: Was soll das mit dem Papst? 2/15 - Sichtbar oder Unsichtbar, das ich hier die Frage – Unterschiedliche Kirchenbilder
Unter all den christlichen Lehren ist das Papsttum mit Sicherheit nicht die Wichtigste. Die heiligste Dreifaltigkeit, die Göttlichkeit Christi, unsere Erlösung am Kreuz, unsere Rechtfertigung, die Eucharistie – all dies sind objektiv zentralere Sätze unseres Glaubens. Aber am Papsttum entscheidet sich die Frage: soll ich katholisch sein oder nicht. Joe Heschmeyer bringt es auf den Punkt: Stimmt die Lehre vom Papst, dann sollten alle katholisch sein. Stimmt sie nicht, dann sollte niemand katholisch sein.

Reihe: Was soll das mit dem Papst 1/15 - Das Papst Franziskus Problem. Oder: Warum ich noch katholisch bin.
Eine Reihe von und mit Kpl. Johannes M Schwarz Wenn man so wie ich, im Herzen ein stock-katholischer, ultrakonservativer – mit einem Wort – mit einem Schlagwort - : ein „schlimmer Katholik“ ist, dann hatte man es nicht ganz leicht in der letzten Zeit. Denn nachdem man jahrzehntelang in der Auseinandersetzung mit der Moderne unzählige Sätze mit der Einleitung begonnen hatte: „Aber der Papst sagt ...“ kommt dieser Satz nicht mehr so oft über die Lippen seit Franziskus auf dem Stuhl Petri sitzt – oder er kommt schmerzverzerrt in einem ganz anderen Zusammenhang. Doch Autoritätsbeweise, das sagte schon - der von uns allen hochvereehrte - Thomas von Aquin, sind von der schwächsten Art. Warum? Weil ein Autoritätsbeweis voraussetzt, dass der andere die Autorität anerkennt. Und eigentlich war dies auch genau der Grund, warum der brave konservative Katholik seine Sätze mit „Aber der Papst...“ begann. Denn sein Kampf gegen die Moderne verlief ja schon lange nicht mehr entlang einer Front mit der Welt da draussen, sondern quer über die Kirchenbänke hinweg. Da zweifelten Vorsitzende von deutschen Bischofskonferenzen den Inhalt des Satzes an, dass Christus „für uns“ gestorben sei. Auf Donaudampfschifffahrten legten sich rebellische Damen Seidentücher als Stolen um. Man sammelte Unterschriften im Kirchenvolk, als sei der Glaube nichts Gegebenes, sondern ein politisches Konsensprodukt. Bei „Dialogveranstaltungen“ heischten Würdenträger mit „mutigen“ Forderungen nach Applaus. Und ich selbst diskutierte als 19-Jähriger in einem Diözesanhaus mit Vertretern katholischer Jugendverbände darüber, ob die Enzyklika Evangelium Vitae nun für uns Katholiken eine bindende Richtschnur im Lebensschutz war oder nicht. Dass der Pastoralamtsleiter, der für die ungemein objektive Kirchenzeitung meiner damaligen Diözese über diese Diskussion wachte, dann in einem Nebensatz die Erbsünde leugnete, schmerzte, aber überraschte nicht. Bei allem Frust, den ich damals empfand, war ich dennoch nie niedergeschlagen, denn Rom, so wusste ich, war auf unserer Seite – egal wie verrückt sich die Kirche im deutschen Sprachraum gebärdete. Suchte man Balsam für die Seele, las man einfach einen afrikanischen Kardinal. Freilich auch in Rom schien nicht alles eitel Wonne. Dass der Papst grundsätzlich fehlbar war, in vielen Fragen und seinem praktischen Verhalten, zog niemand in Zweifel. Der eine setzte die Grenze bei der Ausgestaltung interreligiöser Gebetstreffen, der andere klagte über missverständliches Koranküssen; Skepsis befiel den einen bei der zu wohlwollenden Förderung gewisser neuer Bewegungen und Orden; für wieder andere krankte es schon seit den 60ern am liturgischen Herzen. Doch im Gros, verließ man sich auf das theologische Gewicht der Päpste, man verteidigte ihre Aussagen mit Eifer, rückte Fehlinterpretationen im Kontext zu recht und beklagte offensichtliche Falschberichterstattung durch mangelhaft geschulte oder gar ideologisch verpeilte Journalisten. Dann kam Franziskus.

Reihe: Mariologie 6/6 - Darüber, dass die Jungfrau Maria in Wahrheit zwei Söhne hatte
Wir haben in dieser Reihe bereits einige Themen mit typologischen Betrachtungen begonnen: Jesus als neuer Adam, als neuer Moses, als neuer David und wir haben darin die Grundlagen für Maria als neue Eva, als neue Bundeslade, als himmlische Königinmutter gefunden. Eine weitere Figur, die seit alter Zeit als Vorausbild Christi gesehen wurde ist Josef der Sohn Jakobs.

Reihe: Mariologie 5/6 - Über das Wörtchen „bis“, die Brüder, Gelübde und Jungfräulichkeit
Die Jungfräulichkeit Mariens bei der Empfängnis Jesus ist in den Evangelien klar attestiert. Das Fortdauern dieser Jungfräulichkeit hingegen scheint manchen fragwürdig. Denn schließlich war Maria verheiratet und auf den Seiten der Evangelien ist von den Brüdern und Schwestern Jesu die Rede. Die Verteidiger der immerwährenden Jungfräulichkeit gehen in der Regel von entsprechenden Votum Mariens aus. Kritiker hingegen halten ein solches Enthaltsamkeitsversprechen unvereinbar mit der jüdischen Vorstellungswelt. Brant Pitre hat dazu eine interessante Erklärung geliefert, die es sich lohnt hier anzusehen.

Reihe: Mariologie 4/6 - Eine neue Königin? Eine Episode über keine Maria-Magdalena-Theorien
In den vorangegangenen Folgen haben wir Jesus gesehen als neuen Adam und als neuen Moses. In der letzten Episode ist zudem schon eine weitere Typologie angeklungen: Jesus als der neue David. Sowohl die Genealogie (Vgl Matthew 1:1–17) als auch die Verkündigung (Luke 1:30–33), die davon spricht, dass Jesus auf dem Thron seines Vaters David sitzen und ewig herrschen wird, lassen keinen Zweifel: Jesus ist der langerwartete, davidische und messianische König. Nun können wir fragen: gibt es auch eine Königin? Im ersten Moment ist man geneigt den Kopf zu schüttlen. Man will doch hier keine haltlose Maria Magdalena Heiratssache aufwärmen. Jesus hatte keine Frau. Und daher hat dieser König auch keine Königin. Doch was uns offensichtlich scheint, erfährt durch die Lektüre des Alten Testaments eine vielleicht überraschende Wendung. Denn Königin ist hier nicht die Gemahlin des Königs, sondern die Königinmutter. Sie ist es die den Titel der Gebirah – hebräisch Herrin – trägt.

Reihe: Mariologie 3/6 - Indiana Jones, Maria und die Bundeslade
Das erste Mal, dass ich von der Bundelade etwas hörte, war nicht bei der Lektüre der Heiligen Schrift, sondern durch den peitschenschwindenden Hutträger Indiana Jones. Dem Plot des Abendteuerstreifens zufolge, entnahm ich auch, dass die Bundeslade offensichtlich verschollen war. In der Tat, als Jesus den Tempel in Jerusalem besuchte, war der innerste Bezirk, das Allerheiligste leer. Wie es dazu kam und was das für die Mariologie bedeutet, sehen wir uns in dieser Folge an. In der letzten Episode haben wir mit Jesus als dem neuen Adam begonnen. Hier fahren wir damit fort, dass Jesus auch als neuer Moses in Erscheinung tritt. Die Evangelien weisen darauf hin. So wie Moses für 40 Tage und Nächte am Berg Sinai fastete (Ex 34,28), tut dies auch Jesus am Beginn seinen Wirkens (Luke 4:1–2). Moses und das Manna (Exodus 16:1–31) bilden Jesus und die Brotvermehrung voraus, selbst wiederum Bild für das eigentliche eucharistische Himmelsbrot (Luke 9:10–17). Moses ist der große Gesetzgeber des Volkes. Jesus tritt in seiner Predigt als der Geber eines neuen Gesetzes auf (Mt 5). Und so wie Moses den Bund zwischen Gott und den 12 Stämmen Israels vermittelte, setzt Jesus im Kreis seiner Zwölf einen neuen Bund in seinem Blute ein. Auch der Exodus, als das große Ereignis, das Gott in die Hände des Moses gelegt hatte, ist nur das Urbild eines neuen Exodus, den Christus ermöglicht. Entkam man einst der Sklaverei Ägyptens, entkommt man in Christus der Sklaverei der Sünde. Christus ist der neue Moses, der sein Volk in die wahre Freiheit führt. Das Wichtigste, das Moses und das Volk damals begleitete war die Lade des Bundes. Und hier wird es für diese Reihe interessant...

Reihe: Mariologie 2/6 - Wenn Jesus der neue Adam ist, wer ist dann die neue Eva?
Der Kern des christlichen Glaubens besteht darin, das Christus uns durch seinen Tod erlöst hat. Seine Liebe bis ins Äusserste hat die Kraft die Lieblosigkeit aller Sünden, aller Menschen, aller Zeiten aufzuwiegen. Doch Erlösung bedeutet nicht nur unsere Rettung und die Öffnung des Himmels für eine Rückkehr zu Gott. Die Erlösung vollzieht sich als eine Neuschöpfung. In diesem Sinn spricht Paulus: „Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.“ (Röm 5,18-19). Die Korintherbriefe nennen Christus ausdrücklich das Haupt einer neuen Schöpfung (2 Kor 5,17-18), sprechen von ihm als Adam und lebendig machendem Geist (1 Kor 15,45), benennen den himmlischen Ursprung dieses neuen Stammvaters (1 Kor 15,45). Die Vorstellung von Christus als neuer Adam, hat ihre Wurzeln jedoch schon im Alten Testament, in denen das messianische Reich einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißt. Zwar leben wir, auch jetzt nach dem Kommen des Messias, hier noch in einer gewissen Vorläufigkeit, doch dieses Neue, diese Neuschöpfung, das neue Leben aus der Gnade hat bereits begonnen. Und das nicht zuletzt durch die Sakramente. Wir sehen es in der Taufe, deren Ritus ein Sterben – wir gehen im Wasser unter – und ein Auferstehen – wir tauchen aus dem Wasser auf – darstellt und im Inneren der Seele diese Neuschöpfung wahrhaftig bewirkt. Wir sollen als neue Menschen leben. Wir sind die Nachkommen eines neuen Adams An diesem Punkt stellt sich eine Frage. Wenn es einen neuen Adam gibt, gibt es dann auch eine neue Eva?

Reihe: Mariologie 1/6 - Maria, meine Ignoranz und ich - Einführung in die Reihe "Maria Verstehen"
n dieser Reihe möchte ich eine Zusammenfassung des Buches "Jesus and the Jewish Roots of Mary" von Brant Pitre bieten. Nicht alles in seinen Ausführungen hat mich völlig überzeugt, und doch fand ich die Ansätze spannend und bedenkenswert. Der Zugang zu den Evangelien über die zeitgenössischen jüdischen Quellen ist ein wertvoller. Denn die alte Kirche erhielt ihre Mariologie – anders wie es protestantische Polemik und pseudowissenschaftliche Enthüllungsdokus bisweilen vorgeben – nicht aus dem Heidentum, sondern aus dem Lesen des Alten Testaments. Maria ist keine Kopie der Isis, keine Inkulturation einer Fruchtbarkeitsgöttin. Maria ist jene jüdische Frau des erste Jahrhunderts, die den Messias geboren hat und deren eigene Existenz ganz und gar vom jüdischen Verständnis dieses Messias her zu sehen ist.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung
Wo stehen wir nun, am Ende dieser Überlegungen. Wer war Jesus gewesen? Was können wir über ihn wissen? Es liegt in der Natur der geschichtlichen Forschung, haben wir gesagt, dass sie nicht Naturgesetze untersucht. Sie wird – obwohl sie eine Wahrheitssuche ist – für viele Dinge nie die gleiche Sicherheit reklamieren können, als die Logik oder die Naturwissenschaft. Denn Geschichte untersucht Kontingentes – also Mögliches – Dinge die so sein, oder nicht so sein können. Zugegeben, jemand von dem behauptet wird, er sei Gott gewesen, habe Wunder vollbracht und durch seinen Tod die Welt gerettet, klingt nicht nach dem was viele für „Möglich“ halten. Doch der eigentliche Grund dafür ist nicht die geschichtliche Untersuchung selbst, sondern ein ideologischer Vorentscheid: das, was ich mit meinen Sinnen betaste und begreife; was sich einfügt in bekannte Ketten der Kausalität ist nicht nur der Umfang meines natürlichen Verstehens, sondern auch der Umfang von allem, was existieren kann. Meine Erfahrung, meine Sinne und meine Vernunft sind das Maß des Universums – wenn nicht quantitativ, dann immerhin qualitativ. Man nennt diese Ideologie Naturalismus. Es gibt keinen Gott, nichts Höheres, nicht Geistiges. Es gibt nur das Materielle in einer seiner Formen. Daher muss alles eine natürliche, materielle Erklärung besitzen. Lese ich vom einem Wunders bin ich nicht nur skeptisch, sondern weiß, dass es nicht so gewesen sein kann. Denn als Ideologie ist der Naturalismus wie jede Ideologie in sich geschlossen. Sie definiert im Vorfeld, was sein und nicht sein kann. Sie limitiert die Wirklichkeit auf das, was ihr zugänglich erscheint. In dieser Perspektive haben die vorangegangenen Ausführungen wohl wenig Definitives geboten – wenig, was eine neue Sicht erzwingt. Aber dies konnte ohnehin nie mein Ziel sein. Ich bin zufrieden, wenn es mir gelungen ist zu zeigen, dass das Bild von Jesus, das wir besitzen, viel glaubwürdiger ist, als viele dies vielleicht annehmen würden. Jesus ist keine von Legenden völlig verfremdete, unbekannte, vielleicht sogar unhistorische Figur. Behaupten kann man dies natürlich immer noch – aber man muss es gegen das Gewicht einer Fülle von Evidenzen tun: gegen die für die Antike unvergleichliche Quellenlage; gegen die als verlässlich zu beschreibende Weitergabe der Texte, gegen die interne und externe Bezeugung der Schriften; gegen ihr literarisches Genre, das zur Geschichtsschreibung gehört; gegen die Charakteristiken, die für eine Nähe zu Augenzeugen sprechen; gegen die historische Glaubwürdigkeit durch archäologische Bestätigung; gegen die Vernünftigkeit einer frühen Datierung; entgegen der deutlichen Unterschiede zu den klar erfundenen Apokryphen; gegen die jüdische Deutungsperspektive, die den göttlichen Anspruch als Gemeingut aller vier Evangelien ausweist, und gegen anderes, das ich versucht habe, hier zusammenzufassen. Es spricht vieles dafür, dass die Evangelien ein authentisches Bild der Person Jesu und seines Selbstverständnisses überliefern. Es spricht vieles dafür, dass uns in den Seiten des Neuen Testaments der selbe Jesus begegnet, der das Leben, die Lehren und die Mission seiner ersten Jünger geformt und geprägt hat.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 14/15 - Über Skepsis, Walfische und die Auferstehung
Als letztes Kapitel vor der Zusammenfassung, möchte ich die Auferstehung zum Thema nehmen. Sie ist wichtig, um das Christenum als Bewegung überhaupt erklären zu können. Die liberale Theologie hat viele Theorien in die Welt gesetzt: von den Betrugsthesen der enttäuschten Jünger, die nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren wollten bis zu einer „spirituellen Deutung“ der Auferstehung. Erst später durch Mythenbildung habe man diese geistige Auferstehung durch eine leibliche ersetzt. Aber können solche Theorien erklären, warum die christliche Bewegung sich nicht wie alle anderen messianischen Bewegungen, die es im Judentum der damaligen Zeit gab, nach dem Tod ihres Gründers verlor? Viel kann man ja spekulieren über die „seelischen Zustände der zurückbleibenden Apostel“. Aber eine Antwort muss auch Rechenschaft geben über das enorme Wachstum der Bewegung gerade in Jerusalem, wo jeder Gegner auf das Grab Jesu hätte hinweisen können. Die Leute waren in der Antike nicht leichtgläubiger als heute, wie die Erzählung vom Apostel Thomas zeigt - Oder man denke an die Reaktion der anderen Jünger, als die Frauen vom leeren Grab zurückkehrten. Skepsis ist keine moderne Erfindung. Zudem muss man erklären, wie ein Paulus, der zunächst entschiedener Gegner des Christentums war und es aktiv verfolgte und bekämpfte, zum Glauben an die Auferstehung kam. Der Tod Jesu war für Menschen wie Paulus kein Ereignis, das sie im Schock psychisch verdrängen wollten und sich daher die Geschichte der Auferstehung einbildeten, wie man es für die Apostel behauptet hat. Und Paulus ist offensichtlich auch nicht egal, was im Grab passierte: „Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist unser Glaube sinnlos“. Er verkündet diesen Glauben nicht in Opposition zu den Aposteln, die das leere Grab als zentralen Gegenstand ihrer Botschaft sahen. Der Umstand des leeren Grabes wurde zudem weder in römischen Berichten, noch unter den Juden bestritten. Die These, welche offensichtlich unter den Juden in Umlauf war, leugnete nicht das leere Grab, sondern behauptete dass die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen hätten (Vgl. Mt 28,15). Hier allerdings stellt sich dann die Frage, warum die Jünger - die somit nichts weiter als Betrüger gewesen wären - ihr entbehrliches Leben, Verfolgung, Gefangenschaft und Tod in den Kauf genommen haben – nicht für die Chance auf Status, Anerkennung, Herrschaft und irdischen Gewinn, sondern eine Botschaft von Demut, Hingabe und Liebe selbst für den Feind – alles basierend auf der Lehre eines, wie sie wussten, falschen Propheten.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 13 - Über starke Worte, Blasphemie, die Verurteilung und den Tod Jesu
Dass Jesus gekreuzigt wurde ist als Fakt nicht umstritten. Nur islamische Apologeten müssen das Gegenteil behaupten, damit ihr Prophet nicht falsch gelegen hat. Für Mohammed war es nämlich nicht vorstellbar gewesen, dass ein Gerechter Gottes, ein Prophet, einen solch schändlichen Tod erleiden würde. Und schändlich war der Kreuzestod, wie Josphus in seinem Werk über den Jüdischen Krieg (7.203) deutlich macht. Auch Paulus richtet die Worte an die Gemeinde von Korinth: Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Die Kreuzigung war gewiss nicht das Ende, das die Jünger für ihren Meister hatten kommen sehen, als sie darüber stritten, wer von ihnen im messianischen Reich größer sein werde. Erst mit der Auferstehung beginnen die Jünger wirklich zu begreifen, dass das mehrmals von Jesus angekündigte und schließlich eingetroffene Leiden kein Unfall, kein trauriges Schicksal, sondern der zentrale Teil seiner Sendung gewesen war. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingegeben hat. (Joh 3,16). Die Jünger begreifen langsam die Bilder des Alten Bundes: Abraham und Isaak, die typologische Bedeutung der Opfer am Versöhnungstag Jom Kippur; das Paschalamm, dessen Blut am Holz die Israeliten in Ägypten gerettet hatte, wie nun das Blut des Gotteslammes am Holz des Kreuzes die Menschen aus der Sünde rettete. Aber im Geschehen selbst schien das Kreuz eine Katastrophe für die Jünger des Messias. Sie flohen fast allesamt und versteckten sich. Warum nun wurde Jesus verurteilt. War er ein politisches Opfer geworden? Hatte er mit seiner Vertreibung der Händler aus dem Tempel für Aufruhr gesorgt und war damit weniger Opfer als vielmehr zu Recht gestrafter Täter? Hatte man ihn verhaftet, weil er von der Zerstörung des Tempels gesprochen hatte? Jene, die behaupten, Jesus hätte sich selbst nicht als göttlich verstanden, müssen unter solchen Dingen ihre Erklärung für den Tod Jesu suchen. Aber der Grund für das Todesurteil in den Evangelien ist ein anderer.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 12/15 - Über die Taten Jesu und seinen Anspruch auf Göttlichkeit
Es ist eine häufige Annahme, in den Evangelien eine gewisse Progression – einen Fortschritt – zu sehen. Zwischen dem ersten – Markus – und dem letzten – Johannes - liegen einige Jahrzehnte und glaubt man dieser althergebrachten Meinung hat sich in jener Zeit der Glaube der Kirche stark entwickelt – ja mehr noch, er entstand erst so richtig, vor allem was die Figur Jesu betraf. Aus dem jüdischen Wanderrabbi sei mehr und mehr der Gottessohn geworden. Eine oberflächliche Lektüre der Evangelien scheint dieser These recht zu geben. Die Aussagen über die Gottheit Jesu im Johannesevangelium sind nicht zu übersehen. Allein schon der Prolog vom Fleischgewordenen göttlichen Wort hat wenig mit die Vorstellung eines bloß weisen Lehrers gemein. In den ersten drei Evangelien hingegen wird Jesus zwar keinesfalls als gewöhnlicher Mensch hingestellt, aber die großen Ansprüche, er sei ein präexistentes, göttliches Wesen scheinen zu fehlen. Aber hier wurden bereits im 19. Jahrhundert die Weichen falsch gestellt. Zu lange hat man ignoriert, dass die Evangelien in ihrem jüdischen Kontext gelesen werden müssen - ein Mangel, den man erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts langsam begann zu beheben. Jesus war Jude, seine ersten Jünger waren Juden, Markus und Matthäus waren Juden. Es scheint also nicht angebracht, einfach nur nach Stellen zu suchen, in denen Jesus nach unserer Vorstellungen deklariert: „He. Ihr da. Ich bin Gott“. Ein jüdischer Messias benutzte – wenn überhaupt – keine moderne, westliche, sondern eine jüdische Ausdrucksweise um seine Ansprüche geltend zu machen. Die Weise in der Jesus dies getan hat, ist, wie wir sehen werden, bezeichnend. Sie ist anders als im Johannesevangelium, aber sie steht ihr in der Deutlichkeit nichts nach.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 11/15 - Über Jesus als jüdischen Messias, Träume und das Buch Daniel
Auch abgesehen von der Autorenfrage, die wir - soweit wir können - nun behandelt haben, ist die dabei zu Tage getretene frühe Datierung der Evangelien bedeutsam für die Frage, wer Jesus war. Je kürzer der Zeitraum, desto weniger bleibt für Legendenbildung und „theologische Ausschmückung“. Vor allem aber sind frühe Berichte der Kritik und dem Widerspruch jener Generation ausgesetzt, die selbst Zeuge der Geschehnisse geworden ist. Untersuchen wir daher nun die Evangelien und sehen wir uns dabei das Jesusbild an, das sie entwerfen. Beginnen wir mit den Prophezeihungen des Alten Bundes, die er erfüllt haben soll. Diese Frage wird uns helfen zu verstehen, warum die Jünger überhaupt an Jesus glaubten.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 10/15 - Weitere Indizien, die für die Evangelien als Augenzeugen sprechen
In den vorangegangenen Episoden haben wir gesehen, dass das Genre der Evangelien eine historische Absicht hat; dass eine ursprünglich anonyme Weitergabe unwahrscheinlich ist, und es keinen triftigen Grund in- oder ausserhalb der Texte gibt, eine späte Entstehung anzunehmen. Für mindestens Markus und Lukas lassen sich die frühen 60er als Entstehungszeitpunkt schlüssig argumentieren. Damit können die Evangelien durchaus von Augenzeugen verfasst worden sein oder – im Fall der beiden genannten - direkt auf Augenzeugenberichten beruhen. --- Sie „können“. Ist es möglich aus der „Möglichkeit des 'Könnens'“ eine größere Gewissheit zu machen. Was spricht in den Evangelien noch dafür, dass sie auf Augenzeugenberichten basieren?

Reihe: Jesus Glauben - Folge 9/15 - Die Datierung der Evangelien
Die zum Teil wilden Spätdatierungen der Evangelien im 19. Jahrhundert gehören dank Forschung und Archäologie weitgehend der Vergangenheit an. Als typische Festlegung nennt man heute für Markus ein Datum von etwas nach 70. Matthäus und Lukas sollen 80-85 geschrieben haben und Johannes 90-95. Dies ist keineswegs ein gewaltiges Zeitloch – wir reden von 4-6 Jahrzehnten nach der Kreuzigung - und damit sind diese Texte immer noch kompatibel mit dem Anspruch Augenzeugenberichte zu sein - oder auf Augenzeugenberichten zu basieren. Nur zum Vergleich: Man kann selbst im Jahr 2020 – 75 Jahre nach dem Kriegsende – immer noch Augenzeugen befragen, welche die letzten Tage des 2. Weltkrieges als Erwachsene selbst erlebt haben. Die heutige Standard-Datierung ist also kein Hinderniss. Allerdings ist es interessant sich anzusehen, wie diese Datierung der Evangelien eigentlich zustande gekommen ist.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 8/15 - Über Formkritik, das Genre der Evangelien und Biographien von Jesus
1800 Jahre lang hat man die Evangelien weitgehend als historische Berichte aufgefasst. Schon im zweiten Jahrhundert bezeichnet Justinus die Evangelien als „Memorien“ der Apostel – im Griechischen ein Wort aus der biographischen Tradition. Dieser Konsens der Jahrhunderte begann, wie wir gesehen haben, mit dem Skeptizismus und Naturalismus der Aufklärung in Frage gestellt zu werden. Die Folge waren unzählige, zum Teil abenteuerliche Entwürfe zur Person Jesus. Einige von ihnen stellten sich im Zuge der Forschung als unhaltbar heraus, andere wirken bis in die heutige Zeit hinein. Immer noch gibt es Vertreter der liberalen Theologie, die in den Evangelien mehr oder minder Volksmärchen ohne historisches Interesse an der Person Jesu sehen. Schließlich würden die Evangelien uns wenig über die Persönlichkeit Jesu; nichts über sein Erscheinen, seinen Charakter, seine Bildung, seine Entwicklung lehren. So - beschwerte sich schon Rudolf Bultmannn. Er wertete dies als Indiz für eine andere Absicht der Verfasser. Bart Ehrman, einer der einflussreichsten liberalen Theologen der Gegenwart vor allem im angelsächsischen Raum, denkt die Evangelien würden hauptsächlich Geschichten berichten, nicht weil sie wirklich passiert sind, sondern weil sie ein Jesusbild zeichnen, an das die frühe Kirche glauben wollte. Es seien Märchen zur Illustration – zur Ausgestaltung einer zentralen und wichtigen Figur. Der historische Kern selbst sei dabei sehr klein und ließe sich ungefähr so zusammenfassen: ein jüdischer Wanderprediger mit Hang zur Endzeitrede, aber reformorientierten Moralvorstellungen, fand ein tragisches Ende durch die Hand der Römer. Das war's. Aber sind das faire Charakterisierungen der Evangelien oder ist es einfach die Frucht einer ideologischen Vorentscheidung? Die Antwort darauf finden wir nicht in abstrakten Theorien, sondern am ehesten, wenn wir uns neuerlich den Quellen zuwenden. Was wollen die Evangelien sein? Welche Anhaltspunkte finden wir in den Texten selbst? Welche Werke aus jener Epoche sind am ehesten mit den Evangelien vergleichbar? Was meinten die ersten Leser der Evangelien in den Händen zu halten?

Reihe: Jesus Glauben - Folge 7/15 - Geheime Evangelien, Gnosis und was wir von den Apokryphen lernen können
Apokryph kommt – wenig überraschend – aus dem Griechischen und heisst so viel wie „verborgen“. Es geht also um Schriften, die entweder vorgeben verborgene, geheime Informationen zu enthalten, oder deren Entstehungsgeschichte obskur und in diesem Sinne verborgen ist. Aber so obskur sind die Apokrpyhen heute gar nicht mehr. Denn in den vergangenen Jahren gab es kaum ein Weihnachts- oder Osterfest an dem die Medien uns nicht sensationslüstern einen „neuen“, einen „wahren“, einen radikal anderen Jesus verkauft hätten. Und wo hatten sie diesen gefunden? In den Apokryphen: dem Thomasevangelium, dem Judasevangelium, dem Petrusevangelium. Großartige Enthüllungen, die von einer machtbesessenen Kirche unterdrückt worden sind? Historisch richtig ist hingegen, dass wir lange von der Existenz vieler dieser Schriften überhaupt nur durch kirchliche Autoren gewusst haben. Sie zitierten diese Texte und argumentierten gegen sie, weil sie diese als späte, nicht authentische Erfindungen ablehnten oder eine Vermischung mit anderen Einflüssen sahen. Von manchen, dieser vormals nur unvollständig bekannten Schriften, hat man in der Zwischenzeit nun auch Fragmente oder sogar weitgehend vollständige Kopien gefunden.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 6/15 - Über Evidenz und wer die Evangelien geschrieben hat. Teil 2
In Episode 5 haben wir das Markusevangelium besprochen. Hier machen wir nahtlos weiter mit den restlichen Evangelien. Wer eine Auffrischung braucht, was wir hier eigentlich unternehmen, sieht sich am besten einfach nochmal den Beginn der letzten Folge an.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 5/15 - Evidenz, Tradition und die Frage, wer die Evangelien geschrieben hat
Wenn die Evangelien nicht anonym verfasst wurden, wie wir in der letzten Folge gesagt haben, liegt es nahe bei der Autorenschaft dort zu beginnen, wo man eigentlich bei jedem Schriftwerk beginnen würde: nämlich beim Text selbst. Welche Angaben finden wir hier? Wir habe die sogenannten „Titel“ der Evangelien: Evangelium nach Matthäus, Evangelium nach Markus, Evangelium nach Lukas und Evangelium nach Johannes. Verschiedene Kritiker haben darauf hingewiesen, dass sich die Formulierung der Titel in den Manuskripten unterscheiden kann. In manchen Manuskripten steht „evangelion kata ioannen“, bei anderen wird „evangelion“ weggelassen – da steht dann nur kata ioannen. So behaupten einige, dass die Titel und damit die Autoren wegen diesen Varianten nicht ursprünglich sein könnten. Sie müssten eine spätere Zuschreibung sein. Das allerdings widerspricht jeder Regel der Textkritik. Denn gerade was die Namen(!) der Autoren betrifft gibt es eben keine Variation. Mag es sich bei der Formulierung „evangelion“ um einen Zusatz bzw eine Kürzung handeln – für die Attribution selbst triff dies nicht zu. Und genau um die geht es hier. Noch ein Hinweis, bevor wir uns den möglichen Autoren zuwenden. Wir untersuchen hier nicht die Frage, ob der Text, so wie wir ihn heute haben, exakt in dieser Form von jenen Evanglisten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu Papier gebracht wurde. Es ist möglich, dass wir etwa eine griechische Übersetzung eines Evangeliums benutzen, dass von seinem Autor ursprünglich auf Hebräisch geschrieben worden ist. Genau das wird zum Beispiel schon in der Antike für das Matthäusevangelium behauptet. Auch ein Redaktor als Zwischenglied zu unserem heutigen Text ist denkbar und kein Problem. Niemand würde etwa auf die Idee kommen, eine gekürzte, editierte oder sogar durch Kommentare erweiterte deutsche Übersetzung von „I Promessi Sposi“ einem anderen als ihrem ursprünglichen Autor Alessandro Manzoni zuzuschreiben. Für uns geht es hier also nur um die Frage, ob der Text substantiell und inhaltlich auf jenen Autor zurückgehen könnte, den die Evangelien selbst nennen. Und wir werden versuchen, möglichst viel über diese Autoren herauszufinden - aus dem Text selbst und aus anderen Quellen.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 4/15 - Über anonyme Evangelien, Etikettenschwindel und ihre Autoren
In der vorletzten Folge habe ich versucht, einen kurzen Überblick über die Theorien zum historischen Jesus zu bieten, die in der Vergangenheit konstruiert worden sind. Gemein ist allen die Skepsis gegenüber den Evangelien und viele behaupten, die Texte seien zu spät entstanden, als dass sie geschichtlich zuverlässig wären. Über weite Strecken ist diese Skepsis eine rein ideologische Entscheidung ohne echte Grundlage. Das heißt man hat die späte Entstehung der Evangelien einfach behauptet, damit man genug Zeit zwischen Jesus und den Evangelien hatte, um die eigene Theorie irgendwie hineinzubasteln. Die letzte Folge konnte hier schon etwas Klarheit bringen. Denn die Forschung hat durch den Fund zahlreicher Papyri in den letzten 150 Jahren das Zeitfenster enger begrenzt und manche These damit vor grobe Probleme gestellt. Konnte man im 19. Jahrhundert noch vollmundig behaupten das Johannesevangelium sei frühestens Ende des 2. Jahrhunderts entstanden, besitzen wir heute Papyri wie P52 - ein Fragment des Johannes-Evangeliums, das üblicherweise auf die Jahre 125 bis 175 datiert wird. Dennoch gibt es alte Theorien, die sich gehalten haben. Eine davon stützt sich auf die Formkritik. Die Formkritik ist ein Werkzeug der sogenannten historisch-kritischen Methode. In der Formkritik untersucht man – absolut sinnvoller Weise - zu welcher Art – zu welcher Gattung – ein bestimmter Text gehört. Handelt es sich um einen historischen Text, ist es ein poetischer Text, reden wir von Hymnen oder einem Brief.... usw Im 19. Jahrhundert wurde nun die Idee populär, bei den Evangelien handle es sich um Volksmärchen. Das heißt, das Volk habe sich – mit leichten Varianten, wie bei Märchen üblich – Geschichten über Jesus erzählt, diese angehört und weitererzählt ... und weitererzählt … und weitererzählt, bevor sozusagen ein paar Gebrüder Grimm und ein Hans Christian Andersen der Antike das ganze gesammelt und in eine geschriebene Form gebrachte haben. Und damit diese geschriebene, fertige Form auch Autorität besitzt, hat irgendwann, irgendjemand, irgendeinen Namen eines Apostels hinaufgeklebt. Evangelium nach Matthäus. Evangelium nach Johannes und so weiter. Billiger Etikettenschwindel also. Laut dieser Theorie basieren die Evangelien demnach nicht auf Augenzeugenberichten, wie ihre Titel gefälschter Weise behaupten, sondern sind die Frucht vieler Geschichtenerzähler. 100 Jahre oder so seien die Geschichten anonym durch die Welt getragen worden. Dann erst seien die Evangelien entstanden, wie wir sie heute besitzen, meint etwa der Bart Ehrmann. Dass solche späten und ursprünglich anonymen Quellen historisch nicht als allzu zuverlässlich gelten können, versteht sich von selbst. Diese Schule der Formkritik ist bis heute in manchen Kreisen populär, auch wenn die extreme Spätdatierung durch Papyri-Funde, wie gesagt, weitgehend widerlegt ist. Aber gibt es denn Belege wenigstens für die Grundidee der „Volksmärchen“Theorie? Waren die Evangelien denn jemals anonym? Waren sie die Frucht einer langen Erzähltradition? Sind sie auf diese Weise entstanden?

Reihe: Jesus Glauben - Folge 3/15 - Die Quellenlage. Über Manuskripte, ihre Unterschiede und Datierung
Für die Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit der Evangelien ist nicht unerheblich wie verlässlich unsere Quellen überhaupt sind. Haben wir jenen Text in der Hand, der dem usprünglichen gleicht? Wurden die Evangelien nicht durch das ständige Kopieren verfälscht? Grundsätzlich gilt: je mehr Kopien und je älter die Kopien, die zudem keine wesentlichen Unterschiede aufweisen, desto besser ist die Quellenlage und desto zuversichtlicher kann man als Historiker sein. Zwar geben Quellen, auch wenn es viele sind, per se noch keine Auskunft darüber ob sie auch tatsächlich Historisches berichten, aber wenigstens kann dann die Weitergabe des ursprünglichen Textes als verlässlich oder unverlässlich eingestuft werden.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 2/15 - Über die Suche nach dem historischen Jesus
Der Naturalismus begann seinen Triumphzug in der Aufklärung. Hatte man bis weit hinein in die Neuzeit den Evangelien samt ihren Wunderberichten zugestanden, dass sie getreu das Bild und Selbstverständnis Jesu vermittelten, begann diese Vorstellung nun zu bröckeln - wenn auch sehr unterschiedlich. Während die französische Aufklärung relativ rasch in skeptischen und materialistischen Atheismus umschlug, galt gleiches nicht für England. Dort versuchten Locke, Hume und ihre Zeitgenossen vielmehr zu zeigen, dass das Christentum die erhabenste Ausprägung der Vernunft und der natürlichen Religion des Menschen sei. Diesem Kurs folgt man auch weitgehend in Deutschland. Für Lessing war Jesus ein zuverlässiger Lehrer großer Lehren. Für Kant hatte Christus das Ideal des gottgefälligen Menschen verkörpert. Hegel und Schleiermacher gingen andere Wege aber ganz generell kann man für die Aufklärung sagen: der Fokus liegt auf dem Menschen, der Größe seiner Vernunft und der Größe seiner moralischen Leistung. Religion wird zwar nicht überall abgelehnt, aber fundamental umgeformt. Sie wird naturalistisch – das heißt, alle ihre Phänomene werden dem Verstand unterworfen. Es gibt keine Wunder und keine Offenbarung. Geschichtlichkeit spielt keine Rolle mehr. Es geht um allgemeingültige, zeitlose Lehren und eine Lebenspraxis nicht im Dienst einer Gottheit, sondern im Dienst des Staates. Nicht Gotteskind, sondern „Bürger“ soll der Mensch sein. Damit wird alles auf das Diesseits bezogen.

Reihe: Jesus Glauben - Folge 1/15 - Das "Problem". Über Skepsis und die Frage, ob Glaube vernünftig ist
Atheisten haben nicht unrecht. Wenn jemand behauptet, Gott zu sein, dann ist Skepsis durchaus angebracht. Aber: Was, wenn das Verhalten jener Person keineswegs von Verwirrung oder Größenwahn zeugt; Was, wenn die Person sehr offensichtlich keinen irdischen Vorteil aus dem Anspruch zieht; weder Reichtum, Macht noch Anerkennung sucht: wenn sie andere nicht ausbeutet, weder emotional noch in anderer Form? Was, wenn die Botschaft edel und stimmig ist; wenn sie tiefe Wahrheiten menschlicher Erfahrung berührt und mehr noch Licht bringt, in das Dunkel unseres Daseins in der Welt? Was, wenn die Gebote, welche diese Person aufstellt, den Weg zu Frieden und Zufriedenheit zeigen? Was, mehr noch, wenn die Botschaft nach vielfachen Berichten durch staunenswerte Zeichen in ihrem göttlichen Ursprung beglaubigt worden sein soll? Sollten auch dann automatisch Zwangsjacken zum Einsatz kommen? Skepsis gegenüber göttlichem Anspruch ist gerechtfertigt – und diese Skepsis war dem antiken Menschen übrigens genauso zu eigen, wie dem modernen. Die Frage ist hier vielmehr: Was wenn die berechtigte Skepsis auf eine Wirklichkeit stößt, welche skeptisch gegenüber der Skepsis macht?