
Die W&F für's Ohr
By Redaktion Wissenschaft und Frieden (W&F)

Die W&F für's OhrMay 17, 2023

(K)Ein Frieden mit der »Natur«? gelesen Juliana Krohn
(K)ein Frieden mit der »Natur«? Zum anthropozentrischen Frieden der kolonialen Moderne
von Juliana Krohn
Spielt das, was in der kolonialen Moderne »Natur« genannt wird, in der Friedens- und Konfliktforschung eine Rolle, dann geht es vor allem um Ressourcenkonflikte, Landkonflikte, humanitäre Krisen infolge von Naturkatastrophen oder zunehmend auch um die Klimakrise als Bedrohung für Frieden und Sicherheit. Dahinter stehen gesellschaftliche Naturverhältnisse und Friedensverständnisse, in denen »Natur« als Ressource umgedeutet und Frieden als Zustand oder Prozess begriffen wird, der lediglich zwischen Menschen oder zwischen menschengemachten Gebilden wie Staaten bestehen kann. Mit dekolonialen Theorien lassen sich die moralisch-anthropozentrische Ausrichtung vorherrschender Friedensverständnisse hinterfragen und alternative Deutungsangebote aufzeigen.

Mehr als nur eine Zeitschrift gelesen von David Scheuing
Mehr als nur eine Zeitschrift von Caroline Thomas und Peter Krahulec
Im unübersehbaren Blätterwald der Zeitschriften ist »Wissenschaft und Frieden« eine von vielen Publikationsorganen. Sollte man sie mit wenigen Worten beschreiben, so stellt man fest, daß keine eindeutige Kategorie so recht auf sie anzuwenden ist. Sie ist im strengen Sinne keine rein fachwissenschaftliche Zeitschrift, wie die Naturwissenschaftliche Rundschau o.ä., aber auch kein politisches Journal, wie die Blätter für deutsche und internationale Politik. Dieses ist aber nicht das einzige, was »Wissenschaft und Frieden« von anderen Zeitschriften unterscheidet.
»Wissenschaft und Frieden« ist mehr als eine Zeitschrift, mehr als 80 Seiten Interessantes und Lesenswertes. Es ist ein politisches Projekt und ein Netzwerk von WissenschaftlerInnen – friedenswissenschaftlich multidisziplinär und einmalig.

It’s the economy, stupid! - gelesen von Klaus Harnack
Editorial "It’s the economy, stupid!" von Klaus Harnack, aus der Ausgabe 2022/4 - Ökonomie
Das Wahlkampfmantra Bill Clintons aus dem Jahre 1992 brachte es auf den Punkt – It’s the economy, stupid! Es hat in der gegenwärtigen Zeit ökonomischer Unsicherheiten und der Herausbildung von neuen Rohstoff- und Warenallianzen nichts von seiner Dringlichkeit eingebüßt. Es sind und bleiben die ökonomischen Rahmenbedingungen, die einen Großteil des politischen Handlungsspektrums abstecken. Diese Einsicht scheint weit verbreitet zu sein, denn bei der Suche nach den großen Triebfedern dieser Welt liegen der Allgemeinheit oft Aussagen auf der Zunge, die auf Geld rekurrieren: „Dahinter stecken doch immer handfeste ökonomische Interessen“, „Es geht doch sowieso immer nur ums Geld“ oder „Nicht verwunderlich, Geld regiert die Welt“. Dieser breite Konsens, dass Geld omnipräsent und in seiner Mächtigkeit ohnegleichen ist, herrscht auch unabhängig von den mannigfaltigen politischen Weltbildern. Doch warum gibt es trotz dieser breiten Einhelligkeit über den enormen Einfluss der Ökonomie auf die Beschaffenheit dieser Welt so viele Berührungsängste, Aversion und Ignoranz gegenüber diesem Thema? Warum wird die Kenntnis und Anwendung dieses mächtigen Wirkmechanismus einer kleinen Gruppe von Spezialist*innen überlassen? Warum sind gesellschaftliche Partizipationsformate, die in anderen Bereichen gesellschaftlicher Organisation bereits vermehrt genutzt werden, in der Welt der Ökonomie noch Randphänomene?

Fraktionen unvermeidlich? Die Friedensbewegung in der Wissenschaftlergemeinschaft gelesen von David Scheuning
Fraktionen unvermeidlich? Die Friedensbewegung in der Wissenschaftlergemeinschaft. Prinzipielles, Erfahrungen, Schwierigkeiten
von Gernot Böhme
Vorbemerkung: Die nun folgenden Überlegungen bedürfen einer methodischen Vorbemerkung. Ich stelle sie nicht als jemand an, der die Friedensbewegung von außen beobachtet, Fakten feststellt und Hypothesen über mögliche Bewegungsgesetze formuliert. Meine Perspektive ist vielmehr die Teilnehmerperspektive. Das in dieser Perspektive angestrebte Wissen muß wissensoziologisch als Orientierungswissen bezeichnet werden. Es geht darin neben dem Feststellen von Fakten um das bewußte Aufsuchen von Strukturen und Tendenzen, die Handlungschancen eröffnen. Meine Perspektive ist durch den realen Kontext eines westlichen Landes, der Bundesrepublik Deutschland, geprägt. Das bedeutet, daß meine Überlegungen nicht ohne eingehende Diskussion auf andere Kontexte übertragbar sind.

Lebenslaute - Gewaltfreier Widerstand mit Konzertblockaden gelesen von Klaus Harnack
von Gerd Büntzly und Ulrich Klan
Die gewaltfreie Bewegung hat auch in Deutschland seit Jahrzehnten in verschiedenen Regionen Kulturen des Zivilen Ungehorsams aufgebaut. Bekannt wurden vor allem der Widerstand im Wendland gegen das geplante atomare Endlager Gorleben oder der erfolgreiche Protest gegen das so genannte Bombodrom, einen geplanten Luftkriegsübungsplatz in Brandenburg. Gewaltlose, genau kalkulierte und inszenierte Gesetzesübertretungen möglichst vieler verschiedener Teile der Bevölkerung und öffentlichkeitswirksame symbolische Aktionen bringen die Spannung zwischen Recht und Gesetz, Legitimität und Legalität immer neu in Fluss, schaffen Aufmerksamkeit, nutzen und erweitern Spielräume des Widerstands und erinnern die Herrschenden daran, dass viele Gesetze und politische Maßnahmen nicht den Interessen der Menschen entsprechen, die sie zu vertreten vorgeben. Einer ungewöhnlichen Art des gewaltfreien Protests widmen sich die MusikerInnen der Lebenslaute.
https://www.lebenslaute.net/

Wie das Alles begann - Erinnerungen von Regine Mehl
Eine Erinnerung an die Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten am 10. Oktober 1981 und am 22. Oktober 1983 und dem Beginn der Zeitschrift Wissenschaft und Frieden.

Logik der Abschreckung – eine Kritik gelesen von David Scheuing
von Peter Furth
Die atomare Drohung ist spätestens seit 1945, seit Hiroshima und Nagasaki, in der Welt, Strategie und Mechanismus der Abschreckung seit 1949, seitdem auch die Sowjetunion über Atombomben verfügt. Das usprüngliche Konzept der Abschreckung war verteidigungsorientiert, Drohung wurde als Vergeltung verstanden. Die Abschreckung sollte darauf beruhen, daß Drohung und Gegendrohung, Angriffs- und Vergeltungsschlag ebenbürtig waren, daß die den ersten Schlag auslösende Seite über den Erwiderungsschlag mit der Selbstvernichtung rechnen mußte. Damit schien eine Schwelle in der Geschichte der Menschheit erreicht, eine Wende im Verhältnis von Krieg und Politik. Es war die vorherrschende Meinung, daß der Krieg kein (beherrschbares) Mittel der Politik mehr sein könnte. Es schien so, als müßte das, was bis dahin Politik hieß, neu bestimmt werden, weil die Politik nicht mehr die Wahlfreiheit zwischen Krieg und Frieden hatte. Aber diese Einsicht war nur stabil auf der Grundlage gegenseitig garantierter Vernichtung, sie blieb damit bestimmt durch das von ihr Negierte, den Krieg.

Das Rheinische Grundgesetz gelesen von Klaus Harnack
Aus der Ausgabe 01/2018 "USA - Eine Inventur" gelesen von Klaus Harnack