
Tauchgänge
By Katholische Akademie in Berlin e. V.
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TauchgängeAug 26, 2021

Elmar Salmann: Ein Spaziergang im Garten der Liebe // Folge 1
Im Garten der Liebe wächst allerlei: Das Begehren und die Gewohnheit, die Menschenliebe und die Gottesliebe, die Eifersucht und der Liebeskummer. Pater Elmar Salmann hat uns durch diesen Garten geführt und uns Staunen lassen vor kleinen Pflänzchen der Zugewandtheit und der Zärtlichkeit, dem Mammutbaum der Ehe und den Früchten des Eros.

Christine Büchner: Das fließende Licht
Marguerite Porete und Mechthild von Magdeburg haben im Mittelalter gelebt und aufregende theologische Schriften verfasst. Sie waren Beginen, keine Nonnen, und lebten in selbstbestimmten religiösen Gemeinschaften. Sorgsam erzählt uns die Theologin Christine Büchner von den beiden eigenwilligen Frauen und vom Glühen, das sie erfasst und ins Schreiben gebracht hat – und was und wie so wunderbare Texte entstanden ist.

Milad Karimi: Das Fällige, was ihm zufiel
Am Flughafen von Moskau liegt ein kleiner Koran unter einer Sitzbank. Darauf sitzt eine afghanische Flüchtlingsfamilie. Der 13jährige Milad findet ihn. Viele Jahre sind vergangen. Seither ist das Buch sein ständiger Begleiter. Denn es enthält, was keiner ihm nehmen kann: Poesie. Ihn fasziniert das, was zwischen den Worten liegt: nicht eindeutige Benennung, sondern Vieldeutigkeit, die staunen lässt.

Katharina Ende: Andächtig und schön
Wenn sie als 15-Jährige im Dunkeln über die Landstraße nach Hause geradelt ist, hat Katharina Ende immer gesungen – um sich im Dunkeln Mut zu machen und auch, weil es ein schöner Abend war. Die Furchtlosigkeit und die Freude am Singen sind seither ein Teil von ihr und haben sie weit geführt: in die West-Ukraine, nach Rumänien und nach Ungarn zum Theologiestudium. Als Pfarrerin fasziniert sie die Gestaltung des Gottesdienstes. „Ich habe da den Anspruch, die Liebe, dass es gut geplant, gut komponiert ist – ein Gesamtkunstwerk, davon bin ich überzeugt.“

Klaus Mertes SJ: Geistlicher Missbrauch, eine doppelte Verwechslung
In den 70er Jahren gründete Jean Vanier in Frankreich „l’Arche“, eine heute weltweite Bewegung, in der behinderte und nichtbehinderte Menschen in einer damals völlig neuen Weise als Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu zusammenleben. Kurz nach Vaniers Tod im Jahr 2019 wurde er des geistlichen Missbrauchs an mindesten 25 Frauen überführt. Seine Handlungen, teilweise auch mit sexuellen Übergriffen, hat er dabei theologisch-mystisch begründet. Klaus Mertes SJ seziert, was geistlicher Missbrauch ist und was alles in Mitleidenschaft gezogen wird: Mystik, Glaube, Vertrauen und Sexualität.

Klaudia Höfig: Ohne Kontext ist alles nichts
Ursprünglich war Klaudia Höfig Gemeindereferentin in einer westdeutschen Kleinstadt. Dann zog sie mit ihrer Familie 1989 nach Brasilien, wo sie mit politisch-sozial engagierten Nonnen zusammen die Befreiungstheologie kennenlernte. Anschließend ging sie in den US-amerikanischen Bible Belt, wo die Katholiken die „Progressiven“ waren – und in den 90er Jahren in eine chinesische Industriestadt mit einer staatlich kontrollierten katholischen Kirche. Überall wach, interessiert und nah bei den Menschen, reift bei ihr die Erkenntnis: Ohne Kontext bleibt das Christentum oberflächlich. Und auch diese: Willst du wissen was Wasser ist, frage niemals einen Fisch.

Teresa Schweighofer: Tod, wo ist dein Stachel?
Zwar ist uns der Tod in den letzten 3 Jahren nähergekommen – aber über das Sterben und das „Danach“ reden wir nicht. Teresa Schweighofer ist Professorin für Praktische Theologie. Sie war mit Pfarrern, Seelsorgerinnen und Seelsorgern und freien Ritualbegleitern unterwegs und hat viel darüber nachgedacht, was sie selbst tröstet und dem Tod gelassener ins Auge blicken lässt: Das Requiem von Johannes Brahms…
PS: Die musikalischen Einspielungen (eben Stücke aus dem Brahms-Requiem) sind nun entfernt.

Teresa Forcades i Vila: Teresa von Ávila und ich
Als 15jährige stößt Teresa Forcades auf „Die Wohnungen der Inneren Burg“ von Teresa von Ávila. Damit beginnt für die spätere Benediktinerin, Ärztin, Theologin und Kapitalismuskritikerin aus dem Bergkloster Montserrat in Katalonien eine lebenslange Auseinandersetzung mit der eigensinnigen Dichterin, Kirchenlehrerin und Ordensfrau aus dem 16. Jahrhundert. Beide Teresas verbinden Mystik und tiefe Frömmigkeit mit pragmatischer Lebensklugheit. Im Gespräch führt uns Teresa Forcades in die Welt ihrer großen Namensvetterin, die uns heute Erstaunliches zu sagen hat.

John von Düffel: Das Wenige und das Wesentliche
John von Düffel ist Dramaturg und Schriftsteller und hat ein Stundenbuch geschrieben. Dabei ist er gar nicht gläubig. Es geht darin vor allem um die Frage: was ist genug? Als moderner Asket macht er sich darin zusammen mit Ödipus, Sisyphos und Hiob auf die Suche nach der richtigen Richtung im Falschen, nach dem Wesentlichen, das kein zu wenig ist.

Jens Petzold: Manchmal ist es gut, nicht dort anzukommen, wo man hin wollte
In Irak und Syrien, heute Orte voller Gewalt, arbeitet Pater Jens an der Versöhnung zwischen Christen und Muslimen. Sein Weg aus der Schweiz in das syrische Wüstenkloster Mar Musa war so nicht geplant, aber genau der richtige. Wie schaut er auf Europa, in das der Krieg zurückgekehrt ist?

Birgit Mattausch: Vom Wagnis, sich auszusetzen
Sich aussetzen, das tut Birgit Mattausch. Dabei stolpern und gleichzeitig schweben, dem mittleren Kanzelton ein Schnippchen schlagen und an komischen Stellen etwas dazulernen. Sie ist die einzige Theologin im Literaturhaus Hildesheim und sucht dort als Inspirateuse Töne und Worte beim Sprechen über Gott zum Klingen zu bringen.

Joachim Negel: Das Böse, die Welt – und ich
„Ich fürchte keine Kreatur außer einer: den Menschen,“ soll der Maler Franzisco de Goya (*1746) als Reaktion auf die Napoleonischen Kriege gesagt haben und Geschichte und Gegenwart geben ihm Recht. Doch blicken wir in das Antlitz eines Neugeborenen, strahlt uns die reine Hoffnung an. Was passiert nur seit diesem unschuldigen Anfang?

Kurt Appel: Cliffhanger ins Offene
Beim Osterspaziergang mit Kurt Appel begegnen uns drei Frauen auf dem Weg zu einem Toten. Die Szene endet mit entsetztem Schweigen: Der Stein ist weg, die Leiche auch und ein unbekannter junger Mann sitzt im Grab und sagt „Der, den ihr sucht, ist nicht mehr hier.“ Das Markus-Evangelium endet mit einem Cliffhanger, und mit dem Schweigen beginnt die eigentliche Geschichte, ohne dass sie je zu Ende kommen könnte. Ein Tauchgang zu Ostern.

Regina Polak: Ein Lehr- und Lernbuch der Hoffnung
Optimismus und Pessimismus sind beides Verstimmungen. Gebildete Hoffnung ist mehr als positiv denken, sagt die Praktische Theologin Regina Polak. Denn in den Erzählungen der Bibel können wir zuschauen, wie Menschen unter widrigsten Umständen hoffen und hoffen lernen. Ein Gespräch über Migration, Klagen, Leiden – und die Kraft, die daraus erwachsen kann.

Isabella Guanzini: Freude - der Kern von Revolte
Darf man bei dieser Nachrichtenlage ein Gespräch über die Freude senden?, haben wir uns gefragt. Ja! Würde die Philosophin und Theologin Isabella Guanzini antworten. Sie begreift Freude nicht als privates Erlebnis, sondern als tiefe Resonanz, in der wir wahrnehmen, wie die Welt sein soll und wie sie gerade nicht ist – und somit als der Kern jeder Revolte. Und weil traurige und melancholische Menschen leichter zu lenken sind, ist die Freude auch ein politischer Akt.

Christian Lehnert: Ein stilles Komma in der Luft
Unvermischt und ungetrennt sind bei Christian Lehnert die Dichtung und das Sprechen über Gott als Theologe. Beide bewegen sich zwischen Sagbarem und Unsagbarem, zwischen selber losgehen und kommen lassen. Deswegen begrüßt uns Lehnert zum Gespräch mit dem Satz: „Ich habe etwas mitgebracht, aber das Mitgebrachte ist irgendwie nicht vorhanden.“

Ludwig Böhme: Schläft ein Lied in allen Dingen
Ludwig Böhme ist Sänger und Dirigent. Von klein auf singt er im Gottesdienst – als Chorknabe des weltberühmten Thomanerchors, später gründet er das Vokalensemble CALMUS: „Es geschieht, es kommt der richtige Moment, wann das Stück losgeht.“ In diesem Gespräch geht es um die Stille und ums Anfangen, ums Singen und um das Neue, das erst aus der Wiederholung entsteht.

Susanne Schneider: Eine Ahnung von Fülle
„Ich habe eine Ahnung von einer Fülle, von einer Gerechtigkeit, von einer Würde, und aus der lebe ich… und ich kann gar nicht anders, als dass ich wünsche, dass die anderen auch diese Erfahrung machen.“ Wie diese Ahnung sie ermutigt und in Gang setzt, schilderte die Ordensfrau Susanne Schneider, als wir sie in München zum Gespräch besucht haben: „Es ist immer ein Wagnis. Aber wenn ich oft genug in der Luft gelaufen bin, dann traue ich dem immer mehr.“

Philip Geister: Der Preis des Christseins
„Was fürchtest du, Herodes? Christus kommt und will dir doch nichts nehmen.“ Diese Frage aus dem Stundengebet sprach Philip Geister an. Dabei ist die Angst des Kindermörders von Betlehem doch völlig nachvollziehbar. Kann der Retter der Welt retten, ohne die Mächtigen vom Thron zu stürzen? Und tut der Sturz vom Thron nicht weh? „Du musst, um frei zu sein, um das eine zu machen, das andere einfach lassen. Aber das ist durchaus eine befreiende Erfahrung.“

Thomas Hirsch-Hüffel: Der Fremdenführer führt mich im Geheimnis umher
Thomas Hirsch-Hüffell hat es erlebt: „… ich stehe da und das Ganze, also das All, das Ganze und ich sind dasselbe. Und gleichzeitig komplett unterschieden. Also das Ganze ist das Ganze und ich bin mehr Ich denn je.“ Seither versucht er Räume zu schaffen, in denen man dem Geheimnis begegnet. Wenn das Ganze, nämlich Gott, also der ganze Kosmos, auf einem einzelnen Gesicht erscheinen kann – dann ist das möglich. Oder?

Holger Zaborowski: Eine mußevolle Stunde
„Das war eine mußevolle Stunde“, sagte der Philosoph und Theologe Holger Zaborowski am Ende unseres letzten Gesprächs der ersten Staffel. Dabei erscheint Muße erstmal erklärungsbedürftig. In der Muße sind wir selbstvergessen und deshalb ganz da. Wie konnte es geschehen, dass diesen Begriff immer weniger Menschen verstehen?

Stefanie Rabe: Wiederholen ist sich wieder holen: Die Zeit
Zeit ist immer gleich und immer anders. Wo ich in meiner Zeit stehe, weiß ich nicht. Durch die Seitentür werden wir ins Theater des Lebens geschubst, das Stück hat schon lange begonnen und wir müssen uns zusammenreimen, was vorher war und worum es geht. An Ostern, in der Passionszeit oder an Weihnachten binden wir vergangene Zeit, Gegenwart und Zukunft ganz selbstverständlich zusammen, wenn wir sie uns wieder holen. Was ist Zeit?, fragt Stefanie Rabe, Zeiten-Forscherin und Pfarrerin.

Ralf Wüstenberg: Dem Schmerz der Vergangenheit Leben abringen
10. Februar 1990: Während in Europa der Eiserne Vorhang gefallen ist, hält Nelson Mandela seine erste große Rede seit seiner Freilassung vor mehr als 100.000 Zuhörern. Der Weg Südafrikas in eine neue Zukunft ohne Apartheid beginnt. Die Zukunft darf, darüber ist man sich einig, nicht am Leid der Opfer vorbeiführen. Der Theologe Ralf Wüstenberg begegnet dem schmerzhaften Prozess der Wahrheits- und Versöhnungskommission 1996. Und der lässt ihn nicht mehr los.

Seabstian Maly: Drei Stufen Leben
In einem linken Antiquariat in München entdeckt Sebastian Maly zu Studienzeiten ein Buch. Darauf steht: Der Wilde Mann. Es handelt von drei Stufen Leben. Erste Stufe: Höher, weiter, schneller – die Welt erobern. Zweite Stufe: Demütig seinen Dienst annehmen, reiche Frucht bringen. Dritte Stufe: Seinen Tod verschenken. Wie soll das gehen? Sebastian Maly SJ, Philosoph und Theologe, gibt uns Einblicke.

Edward Fröhling: Manchmal muss man dieser Esel sein
Ein Esel hält plötzlich an und geht keinen Schritt mehr weiter. Für diesen Widerstand wendet er enorme Kraft auf. Edward Fröhling ist Ordensmann und systematischer Theologe. Er kennt diese Momente, die Kraft, die aus der scheinbaren Ausweglosigkeit erwächst und aus der Erkenntnis, das eigene Leben nicht vollständig kontrollieren zu können. Er erzählt von Menschen, die sich dem Satz „Da ist nichts zu machen.“ entgegenstellen.

Jasmin El-Manhy: „Vielleicht bin der Punkt auch einfach ich.“
Das sagt Jasmin El-Manhy. Die evangelische Pfarrerin erzählt, wie sie aus einem muslimisch-katholischen Elternhaus mit all dessen Geschichten ihre eigene Stimme fand. Sie fragt sich, was die zweitausend Jahre alten Geschichten der Bibel mit ihr heute zu tun haben und warum sie mehr als Geschehnisse sind. Diese Geschichten erzählt sie weiter.