
Weckruf für Plattdüütsch – Das Niederdeutsche in Kunst und Kultur
By Regine Rachow

Weckruf für Plattdüütsch – Das Niederdeutsche in Kunst und KulturDec 16, 2022

Mit Plattdeutsch zum Weltmenschen werden
Das Platt der Großeltern wird wohl untergehen. Doch ein neues Niederdeutsch beginnt zu laufen. Die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Stern gehört zu jenen, die diese Sprache erforschen und vermitteln. Sie ist Autorin und Übersetzerin, arbeitete viele Jahre als Dramaturgin an der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin und lehrt derzeit am Kompetenzzentrum für Niederdeutsch-Didaktik, das am Institut für Deutsche Philologie der Universität Greifswald angesiedelt ist. Für ihre Verdienste um das Plattdeutsch wurde Ulrike Stern im Sommer 2022 mit dem Johannes-Gillhoff-Literaturpreis geehrt. Im Podcast spricht sie über die Varietäten des Plattdeutschen, über gute Literatur und deren Rolle für die Zukunft dieser Sprache.

Dahoam ist Bayern, zuhause ist hier
Plattdeutsch als Fremdsprache – das ist zunächst ein hartes Brot, vor allem für einen Schauspieler, der sich vor Publikum keinen Patzer leisten möchte. Inzwischen fühlt sich Simon Grundbacher, aus Oberbayern stammend, sehr wohl im Ensemble der niederdeutschen Fritz-Reuter-Bühne. Seit 2018 wirkt Grundbacher dort, spielte in gut einem Dutzend Stücken. Und es mag seltsam klingen: Es half ihm, dass er mit bayerischer Mundart aufwuchs. Aktuell erlebt ihn das Publikum u.a. als lebensmüden Fotoreporter in „De Nervbüdel“ und als verwirrten Liebhaber in „Bastian un Barbara“.

Dat is, as wenn du di so’n bäten infiziert hest
Hier wachsen die künftigen Akteure und das künftige Publikum der niederdeutschen Kunst- und Kulturszene heran: in den Kitas Mecklenburg-Vorpommerns, und zwar auch mit Hilfe der Heimatschatzkiste. Inzwischen hat jede Kita, jeder Hort eine solche Kiste, auch Bibliotheken, berufliche Schulen und Museen verfügen darüber. Konzipiert wurde sie im Rahmen des Landesheimatprogrammes von Antonia Stefer, didaktisch untermauert von Johanna Bojarra, und wie Erzieherinnen mit der Heimatschatzkiste arbeiten, demonstriert Kerstin Roloff in der Kita „Uns Lütten“ in Crivitz mit ihrer aufgeweckten Gruppe.

Heimat, die ich mit mir nehmen kann
Der letzte plattdeutsche Muttersprachler der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin geht nun nach 43 Bühnenjahren in den Ruhestand: Andreas Auer. Trotzdem muss einem um die Zukunft dieses niederdeutschen Theaters nicht bange sein. Der Direktor und der Dramaturg der Fritz-Reuter-Bühne, Rolf Petersen und Marc Steinbach, sprechen über den Wandel und die Profilierung ihrer Bühne. Sie gehen der Frage nach, auf welche Weise die plattdeutsche Sprache Beziehung und Heimat stiftet und was sich aus der Corona-Pandemie für das Theater lernen lässt.